Über die »Archive des Schreibens«

Karl-Markus Gauß schreibt in seinem Buch ‚Schiff aus Stein‘, die Literatur könne uns Schutz bieten vor dem ‚billigen Einverständnis‘ und der ‚billigen Verweigerung‘. Und weil dem so ist, ist Literatur auch von demokratiepolitischer Relevanz. Was aber nichts über ihren Auftrag in einer Gesellschaft aussagt. Sie hat nämlich keinen. Die Literatur hat keine Funktion zu erfüllen, es sei denn, sie entscheidet sich dafür im Einzelfall. Die Freiheit der Kunst gehört verteidigt gegen alle Formen der Indienstnahme. In der Regel lässt sich an der Qualität dieser Freiheit die Qualität der Demokratie sehr gut messen. Wozu diese Ausführungen im Kontext der Serie ‚Archive des Schreibens‘? Weil diese Zeilen auch verdeutlichen, warum sich der ORF, also der öffentlich-rechtliche Rundfunkt, der Kunst, und damit eben auch der Literatur, anzunehmen hat. Die Serie ‚Archive des Schreibens‘ – eine Reihe an Kurzporträts österreichischer Autorinnen und Autoren der Gegenwart – ist entstanden als Kooperationsprojekt zwischen dem ‚Gastland Österreich bei der Leipziger Buchmesse 2023‘ und dem ORF. Nach dem Auftritt Österreichs bei der Leipziger Buchmesse, wo die bis zu diesem Zeitpunkt entstandenen 20 Kurz-Porträts prominent präsentiert wurden, führt der ORF nun diese Serie in Kooperation mit der ‚Österreichischen Gesellschaft für Literatur‘ fort. Im Herzen des Projekts steht die österreichische Gegenwartsliteratur. Mit diesem Format, das einen innovativen ästhetischen wie hohen inhaltlichen Anspruch hat, wird sie in Bilder übersetzt. Die in den Porträts verwendete Musik wird von den Autorinnen und Autoren selbst kuratiert. Mit diesem Projekt wird ein Archiv der Gegenwart erstellt, das nicht nur Auskunft gibt über die Qualität und Vielfalt der literarischen Produktion im gegenwärtigen Österreich, sondern auch einen Einblick gewährt in die Verfasstheit unseres Jetzt auf unterschiedlichsten Ebenen. Mit der Serie ist der Wunsch verbunden, möglichst auch junge Leserinnen und Leser für österreichische Literatur zu interessieren: und die Hoffnung, Deutsch-Lehrerinnen und Deutsch-Lehrer würden sich dieses Archivs bedienen, um österreichische Literatur der Gegenwart auch in der Schulen bekannt zu machen.